Liebe Paten,

 

die Vegetation ist in vollem Gange und mit jedem Tag wird die Natur etwas grüner. Seit unserem letzten Newsletter ist einige Zeit vergangen. Wir möchten uns dafür einmal entschuldigen und werden sehen, dass wir uns in den kommenden Wochen wieder regelmäßiger melden. Auf Ihrer und unserer Insektenweide ist in den vergangenen Wochen viel passiert. Der sehr trockene April sorgte dafür, dass an die Aussaat nicht zu denken war. Es war schon fast, als wolle es gar nicht mehr regnen…

Auch für unsere Herbstsaaten, die durch den verregneten Winter und die damit verbundene Staunässe ein sehr geringes Wurzelwachstum aufwiesen, war der April ein sehr stressiger Monat. Die fehlenden Tiefenwurzeln zeigten schon nach kurzer Zeit, wie sehr vor allem die Gerste unter Trockenstress litt. Da im April auch die Ertragsanlagen in der Gerste gebildet werden, war schnell klar, dass uns durch die anhaltende Trockenheit keine berauschende Gerstenernte bevorsteht. Derzeit rechnen wir mit einer Gerstenernte die 1/3 unter dem Durchschnitt der Ertragsfähigkeit unserer Böden liegt. Dies sind pro Hektar rund 1,75 Tonnen weniger Ertrag, was in Summe aller unserer Gerstenfelder rund 62 Tonnen sein dürften. Durch die Hitze der letzten Wochen ist von weiteren Ertragsverlusten bis zur Ernte auszugehen.

Neben der Trockenheit im April gab es aber auch ein weiteres, wesentlich schlimmeres Problem welches schon vor der Ernte dafür sorgte, dass es in diesem Jahr nahezu unmöglich wurde mit dem Ackerbau Geld zu verdienen. Dieses Problem nennt sich Rapserdfloh und ist, wie der Name schon sagt, im Raps zu finden. Raps hat einen sehr hohen Stellenwert bei uns auf dem Betrieb, denn er ist eine der nachhaltigsten Kulturpflanzen im Anbau und bietet für allerlei Insekten und Säugetiere Lebensraum und Ruhezone. Die Aussaat vom Raps findet Mitte August bis Anfang September statt, die Ernte erfolgt dann im Juli des darauffolgenden Jahres. Die Aussaatbedingungen für den Raps im vergangenen Jahr konnte man durchaus als optimal bezeichnen. Kurz vor der Aussaat hatte es ausreichend geregnet um den Raps zum keimen zu bringen. Auch danach blieb das Wetter einigermaßen beständig und der Raps entwickelte sich sehr positiv. Im Oktober erfolgte dann ein Insektizideinsatz zur Regulierung der Rapsglanzkäfer. Dieser hatte bei der nachfolgenden Kontrolle auch Wirkung gezeigt. Der Insektizideinsatz im Raps ist gerade im Jugendstadium sehr wichtig da die junge Pflanze noch sehr wenig Lignin im Stängel hat und dieser hierdurch noch sehr weich ist. Die weichen Stängel sind dann auch das Ziel des Rapserdflohs. Das Weibchen des Erdflohs legt Eier in unmittelbarer Nähe zur jungen Rapspflanze ab, aus welchen nach einiger Zeit Larven schlüpfen. Diese Larven fressen sich dann in den Stängel der Rapspflanzen und fressen diesen von innen auf. Anschließend verlassen sie den Stängel wieder um sich im Bode zu verpuppen.

Durch den milden Winter kam es aber immer und immer wieder zu Zuflügen von Rapserdflöhen, so dass eine effektive Bekämpfung kaum noch möglich war. Durch diesen massiven Rapserdflohbefall waren wir daher gezwungen 30 Hektar Raps umzubrechen. Dies entspricht in etwa der Größe von 60 Fußballfeldern! Da Rapssaatgut und auch die notwendigen Pflanzenschutzmittel sehr teuer sind, waren zum Zeitpunkt des Umbruchs schon rund 20.000€ in die Rapsfelder investiert worden. Diesen Verlust zu kompensieren wäre selbst bei einer ertragreichen Ernte kaum möglich.

 

Am 02.05. kam dann endlich der erhoffte Regen und wir haben angefangen die Aussaat der Insektenweide zu planen. Nachdem wir die Sommergerste schon einmal mit der Scheibenegge bearbeitet haben, wurde die Insektenweide nun gepflügt um so ein sauberes Saatbett zu bekommen und den Pflanzen optimale Startbedingungen zu bieten. Einen Tag später wurde dann auch gleich gedrillt sodass die nun vorhandene Feuchtigkeit im Boden ideal zum Keimen der Saat beitragen konnte. Zwischen der Aussaat und dem Aufgang der ersten Pflanzen vergingen lediglich 10 Tage. Schon kurze Zeit später hatte die Insektenweide dann auch schon eine beachtliche Blattmasse entwickelt, was die Hoffnungen auf eine lange und bunte Blühsaison natürlich verstärkten. Das anhaltend unbeständige Wetter im Mai half der Entwicklung der Pflanzen sehr. Die Durchwurzelung des Bodens war für die Pflanzen kein Problem aufgrund der vorangegangenen Bodenbearbeitung und so sollte auch der sehr trockene und heiße Juni problemlos überstanden werden. Ab circa dem 15.06.2020 fing dann auch die erste Blüte an. Die Phacelia machte den Anfang und ließ die gesamte Insektenweide in ein zartes lila Blütenmeer tauchen. Es dauerte nur wenige Tage bis dann auch die Kornblume mit ihren kräftigen blau hinzukam. Gegen Ende Juni tauchten dann auch immer mehr Farben auf der Insektenweide auf. Kamille, Ackerwinde, Beilwicke, Springkraut, großer Wiesenknopf und Kamm-Wachtelweizen sind nur einige von ihnen. Im vorbeifahren nimmt man hauptsächlich nur die Phacelia war. Doch nehmen Sie sich doch mal die Zeit unseren kleinen Rundweg zu besuchen und schauen Sie sich an wie bei genauerer Betrachtung die bunte Farbpracht der Natur zum tragen kommt. In den kommenden Tagen soll noch ein kleiner „Aussichtsturm“ auf der Insektenweide aufgestellt werden um einen besseren Blick auf die Blühwiese zu bekommen. Auch das Patenplakat wird in den kommenden Tagen dann Einzug erhalten und die Interessierten zum Anhalten und Verweilen an unserer Insektenweide überzeugen.

Unsere Familie arbeitet seit mittlerweile fünf Generationen auf der Fläche und hat bislang ausschließlich Kulturfrüchte darauf angebaut. Das Projekt Insektenweide war am Anfang eine Idee die ein großes Risiko darstellte, da man eine „sichere“ Einnahmequelle für ein Artenschutzprojekt hergibt, ohne zu wissen, was am Ende übrig bleibt. Die Finanzierung über den Verkauf von Patenschaften stellte sich als sehr aufwendig da und auch die Planung und Durchführung sind deutlich arbeitsaufwendiger als der Anbau von Raps, Weizen oder Gerste. Wir würden lügen wenn wir nicht sagen würden, dass wir bis zur Aussaat große Bauchschmerzen hatten, ob dieses Projekt wirklich zukunftsfähig ist. Uns fehlten zu dieser Zeit noch rund 55 Paten um die gesamte Fläche vernünftig unterhalten zu können. Diese Kosten der Patenschaften haben wir dann übernommen. Auch jetzt fehlen noch einige Paten, aber wenn man an diesen Tagen zu Ihrer und unserer Insektenweide fährt, rückt der wirtschaftliche Aspekt der am Ende natürlich auch hinter dieser Maßnahme steckt, in den absoluten Hintergrund. Selbst wir, die schon immer auf den nachhaltigen Umgang mit der Natur und unserem Boden geachtet haben, sind überwältigt von der Vielzahl der Insekten und Käfer die auf der Insektenweide summen und brummen. Stellt man sich eine viertel Stunde auf die Weide und beobachtet das störrische Treiben, ist man einfach überwältigt. Man sieht Insekten die man zuvor nie gesehen hat und kann Bienen beobachten wie sie von Blüte zu Blüte fliegen. Man sieht Hummeln, die scheinbar Machtkämpfe austragen, um sich ein eigenes Territorium zu schaffen und Schwalben die künstlerisch auf der Jagd sind um ihre Jungen zu ernähren. Das Beobachten dieses Schauspiels hat etwas unheimlich beruhigendes und lässt die Gedanken von unserer hektischen und scheinbar nie still stehenden Welt abschweifen…

Ich möchte diesen Newsletter nun mit einem Zitat aus einem Lehrbuch meiner Meisterausbildung beenden. „Um der Natur befehlen zu können, muss man ihr gehorchen.“ – Francis Bacon.

Die Landwirtschaft ist momentan in einem rasanten Wandel und lernt aus den Fehlern vergangener Tage. Man kann sagen, dass die Entwicklung immer vielfältiger wird und der Verbraucher immer mehr Einzug auf die Gestaltung der zukünftigen familiären Landwirtschaft hat. Mit dem Projekt Insektenweide sind Sie Teil dieser Vielfältigkeit. Gemeinsam schaffen wir es, der Natur wieder mehr zu gehorchen und unsere Artenvielfalt zu erhalten. Dafür möchte ich mich im Namen der gesamten Familie bedanken!

 

Wir wünschen Ihnen alles Gute und vor allem viel Gesundheit.

Liebe Grüße, ihre Familie Böje.

 

 

 

PS: Am 18.07.2020 um 14 Uhr findet unsere erste Besichtigung der Insektenweide statt. Hierzu sind Sie selbstverständlich eingeladen. Da die Teilnehmerzahl auf 25 Personen begrenzt ist, ist eine Anmeldung im Vorwege Pflicht. Hierzu senden Sie uns bitte eine Mail mit Namen und Anschrift an: info@hofladen-boeje.de

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